Lohnen sich Zahn-Zusatzversicherungen?
Offenbar wollen die Deutschen auch morgen noch kraftvoll zubeißen: Zahn-Zusatzversicherungen sind der größte Verkaufsschlager bei der privaten Zusatz-Krankenvorsorge. Über zwölf Millionen Verträge wurden bis Ende 2009 abgeschlossen. Doch lohnen sich solche Zahn-Zusatzversicherungen wirklich? Das NDR-Magazin „markt“ hat die Policen einmal genauer unter die Lupe genommen.
Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt bei einer größeren Behandlung einen Teil der Kosten, den Rest muss der Patient aus eigener Tasche bezahlen. Der Anteil der Krankenkasse kann höher ausfallen, wenn man z. B. regelmäßig zur Vorsorge gegangen ist und darüber ein Bonusheft geführt hat. Doch fast immer bleibt ein Restbetrag übrig, der privat bezahlt werden muss.
Hier kann die private Zusatzversicherung einspringen. Doch vor einem Abschluss sollte man sich die Vertragsbedingungen genau anschauen und sich nicht von niedrigen Beiträgen blenden lassen. Eine Falle lauert z. B. beim Versprechen, „100 Prozent der Kosten“ zu übernehmen. Worauf beziehen sich diese 100 Prozent? Auf den Regelsatz der gesetzlichen Kasse, der noch einmal zu 100 Prozent ausbezahlt wird? Das muss bei teuren Operationen bei weitem nicht ausreichen. Besser ist es, wenn sich der Prozentsatz auf den Eigenanteil bezieht. Allerdings gibt es laut Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten keinen Anbieter, der 100 Prozent übernimmt. Aber 80 bis 90 Prozent Erstattung sind schon einmal ganz gut, wenn sie sich tatsächlich auf den fälligen Eigenanteil beziehen.
Zusatzversicherungen lohnen sich vor allem, wenn der Patient bessere Leistungen wünscht, als die gesetzliche Krankenkasse anbietet. Beispiel Zahnersatz: wenn der Zahnarzt feststellt, dass eine Brücke die kostengünstigste Lösung darstellt, zahlt die Krankenkasse auch nur die Kosten für eine Brücke – auch dann, wenn der Patient stattdessen ein Implantat einsetzen lässt. Für die Differenz muss er selbst aufkommen. Das können schnell ein paar Tausend Euro sein. Eine gute Zusatzversicherung kommt für einen Großteil dieser Kosten auf. Doch Vorsicht: gerade bei aufwendigen Operationen rechnen viele Ärzte häufig nach der privaten Gebührenordnung ab, nach der das Honorar das 3,5-Fache des Honorars bei gesetzlichen Krankenkassen betragen kann. Dies muss bei der Zusatzversicherung berücksichtigt sein.
Andere Fallstricke lauern bei den Kriterien, wann welche Leistungen erbracht werden. Häufig muss erst eine gewisse Summe angespart oder ein paar Jahre „gewartet“ werden, bis die Zusatzversicherung voll in Kraft tritt. Bis dahin gelten Obergrenzen. Auch steigen mit zunehmenden Eintrittsalter oder bei Vorschäden die Beiträge, sodass eine Zusatzversicherung kaum noch lohnt. Außerdem muss man mit regelmäßigen Beitragssteigerungen rechnen.
Interessierte sollten also vor dem Abschluss einen aufmerksamen Blick auf die konkreten Leistungen der Zusatzversicherung werfen und sich die Vor- und Nachteile ausführlich erläutern lassen.
Quelle: NDR3